3 Gedanken zu „Linktipp: Saar-Nostalgie“

  1. Kommt nix mehr ?
    Mir fehlt der Missing Link zwischen dem nicht gerade rühmlichen Kapitel des dummen Verhaltens von jedem 9. Saarländer bei der Abstimmung und dem folgenden Kriegsbeginn bis zur Begründung für „sarre libre“ und den von vielen Fans beschworenen francophilen Gefühlen.
    Ich bin zwar selbst francophil (ohne ein sarrois zu sein), da mir das sovoir vivre auch eher behagt als preußische Tugenden, konnte aus dem bisher geschilderten aber noch keine Stimmung gegen das „Reich“ ausmachen. Zuletzt war ja nur die Ernüchterung durch die grausame Realität in Nazi-Deutschland zu spüren. Aber Hitler ist ja schon lange in den Hades gejagt. Die BRD 2013 ist also – allen negativen Entwicklungen der letzten Jahre zum Trotz – doch paradiesischer als das, was sich ein saarländischer Bürger in Deutschland anno 1935 vorstellen konnte, oder ?! Gerade die 20er Jahre waren doch sehr hart für die Menschen.
    Bin also gespannt, was letztlich zum Umschwung der Meinung und Gefühle geführt hat.
    Ein wenig bin auch verwundert über die stolzen Saarländer, die in den geschilderten Ereignissen einen gewissen geist der resistance erkannt haben wollen. Da blieb für mich eher ein zwiespältiger Eindruck. Zitat: „Doch die Hoffnung, die Unzufriedenheit würde in einen allgemeinen Aufstand münden, trügt. Den Daheimgebliebenen geht es nicht darum das Regime wegzuputzen, sondern sie möchten einfach ihre vertraute Lebensweise und ihren gewohnten Lebensstandard beibehalten: Kruzifix an der Wand, Geld im Sack unn Haupdsach gudd gess.“ Dies erinnert mich eher fatal an die aktuelle Situation im Lande, bei der – ohne politische Diktatur – ohne größeres Murren über eine immer größer werdende Schere zwischen arm und reich, eine Stigmatisierung von Leistungschwächeren, steigenden Kosten bei gleichzeitig sinkenden Leistungen (ich sag nur Selbstbeteiligungen bei Heilbehandlungen, Medikamenten etc.) großzügig hinweggesehen, dafür ein realitätsferner, arroganter Bischoff durch die Medien gehetzt. Solche Randschauplätze vernebeln den Blick auf die größeren Probleme unsrer Gesellschaft, die uns alle angehen – es ist wie bei den ollen Römern, um an den Ausgangspunkt der Geschichte vom widerspenstigen Gallier zurückzukommen: Panem et circensem oder wie Marx sagte (der nicht für Stalin und Konsorten verantwortlich ist – genausowenig wie Jesus für die Kreuzzüge, die Hexenverbrennungen und Kindesmissbrauch in der Kirche oder Mohammed für die Taliban und Al-Quaida): Opium fürs Volk !
    Wie sonst lässt sich die letzte Bundestagswahl erklären ?
    Das im Grunde niemand wirklich etwas ändert und jeder meint, dass es doch immer iregdnwie so weitergeht. Haben viele, derer die nach 1933 nicht geflüchtet sind, auch geglaubt und dafür bitter Lehrgeld bezahlen müssen.
    Anzeichen sind überall zu sehen, wenn man nur genau hinschaut. Da fordert ein Depp auf Facebook zur Hetzjagd und Lynchjustiz gegen einen VERDÄCHTIGTEN auf und erntet in kurzer Zeit tausende von Likes, da werden widerholt verdorbene, gepanschte, vergiftete Lebensmittel skrupellos in Umlauf gebracht, Finanzjunkies werden gerettet und der Normalbürger zahlt’s etc. pp.
    Die Masse begreift nicht, dass unsere seit Kriegsende so sicher geglaubte freie, demokratische Gesellschaft in ernster Gefahr ist. Radikalismus in allen Formen gewinnt immer mehr an Boden und irgendwann platzt die Bombe, dann kommt ein Wahleregebnis wie 1933 oder nach Mubarak in Ägypten zustande und sorgt für chaotische und gewalttätige Machtverhältnisse. Ausspitzelung durch die NSA ist dann nur eine lauwarme Eisbergspitze …

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