Die Saarländer erfinden den Roman. Und der Sonnenkönig spendiert den Saarländern eine neue Stadt …
Das nun deutsche Lotharingien verliert jetzt auch noch seine Nordteile (die Niederlande). Der übrig gebliebene Rest heißt nun einfach kurz »Lothringen«. In dieser Form übersteht das Land mitsamt der Saar relativ friedlich das Mittelalter.
Im 15. Jahrhundert erfinden die Saarländer gar den deutschen Roman – oder genauer gesagt: eine Saarländerin. Elisabeth von Lothringen schreibt um 1437 deutsche Fassungen von französischen Ritterromanen. Bis dahin gab es nämlich nur Gedichte und Lieder auf deutsch, aber keine Prosa. Nebenbei ist die rührige Elisabeth auch noch Oberhaupt der Grafschaft Saarbrücken, nachdem ihr Mann 1429 das Zeitliche gesegnet hat. Ihr Grabmal kann man in der Saarbrücker Stiftskirche St. Arnual besichtigen.
Die Franzosen kommen!
Im 17. Jahrhundert ist jedoch das ruhige Leben der Saarländer vorbei: Es kommt immer wieder zu Zu- und Übergriffen Frankreichs auf das »Land dazwischen«. Im dreißigjährigen Krieg werden zum ersten Mal Teile des Saarlandes von Frankreich annektiert. Im sogenannten »Reunionskrieg« versucht der französische König mit juristischen Tricks oder – wo das nicht funktioniert – mit Waffengewalt das ehemalige Lotharingien mit Frankreich »wiederzuvereinen« und fackelt dabei Saarbrücken bis auf 8 Häuser ab.
Aber auch in Zeiten in denen das Saarland ganz oder teilweise zu Frankreich gehört, sprechen seine Bewohner nicht Französisch, sondern immer noch – genau wie ihre umliegenden Nachbarn im angrenzenden Frankreich, in Luxemburg, an der Mosel oder in der Pfalz – mehrheitlich die fränkischen Dialekte; später dann auch Hochdeutsch (zumindest versuchen sie es).
Dies ändert sich zunächst als der französische König Ludwig XIV – auch bekannt als Louis Quatorze, der Sonnenkönig – seine Grenze mittels einer Festung sichern will. Tausende von französischen Soldaten und Handwerkern aus dem Landesinnern errichten 1680 die Festungsstadt Sarre-Louis (Saarlouis) und werden dort oder in den eigens gegründeten neuen Siedlungen in der Umgebung sesshaft. Die Einwanderer assimilieren sich jedoch schnell und heute zeugen nur noch diverse französische Familien- und Ortsnamen sowie natürlich die Stadt Saarlouis selbst vom Zuzug der »französischen Franzosen«. Das Stadtwappen von Saarlouis ziert allerdings nach wie vor eine Sonne – das Zeichen des Sonnenkönigs.
In dieser Zeit tritt das Saarland auch erstmals namentlich in Erscheinung und zwar als französische Provinz »Sarre« mit der Hauptstadt Sarre-Louis. Der Sonnenkönig lässt es sich dabei übrigens nicht nehmen, zur Einweihung der neuen Stadt, persönlich an die Saar zu reisen.
Lesen Sie in der nächsten Folge, am 6. Mai: »Eine weiße Stadt«