4. Eine weiße Stadt (Teil 1)

Aus schwarzem Gold wird eine weiße Stadt […]

Aus schwarzem Gold wird eine weiße Stadt …

Stengel-Bauten in Saarbrücken

Im 18. Jahrhundert startet Wilhelm Heinrich, Fürst zu Nassau-Saarbrücken, den Steinkohleabbau im großen Stil und sorgt für die Ansiedlung von Eisen- und Glashütten (Wilhelm Heinrichs Verstaatlichung der Kohlegruben wird sich schon bald als recht praktisch erweisen: so kann nämlich bei Nationalitätenwechsel des Landes schnell auch ein Besitzerwechsel durchgeführt werden …).
Den Reibach, den der Fürst mit der Kohle macht, investiert er in ein neues Gesicht seiner Stadt:

Saarland 1789
Flickenteppich: Das Saarland ca 1789. Die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich geht mitten durch das Gebiet des heutigen Saarlandes. (Quelle: www.hoeckmann.de)

Er engagiert den ambitionierten Architekten Joachim Friedrich Stengel, der dem gewachsenen Städtchen Saarbrücken ein neues Stadtbild vom Reißbrett verpasst, in strenger geometrischer Anordnung, mit konstruierten Sichtverbindungen, mit einem Schloss, Kirchen, Plätzen, Straßen, Palais und Bürgerhäusern, alles in weißer Farbe und in einem einmaligen Stil, den man wohl am ehesten als »schnörkellosen Barock« bezeichnen könnte. Grandioser Höhepunkt seines Schaffens: der einzigartige Ludwigsplatz.

Zu jener Zeit teilen sich übrigens nicht weniger als 15 deutsche Fürsten plus der König von Frankreich die Herrschaft über das Saarland.

Ludwigsplatz

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Stengel läuft zur Hochform auf: Ludwigsplatz mit Ludwigskirche. Die Ludwigskirche war ursprünglich ebenfalls weiß. (Foto: Stefan D2)

 

 

Stengels Saarbrücken

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Stengels Saarbrücken: die weiße Stadt

 

 

Lesen Sie in der nächsten Folge am 15. Mai: »Die Saarländer als Revoluzzer«

4 Gedanken zu „4. Eine weiße Stadt (Teil 1)“

  1. hi – noch ein Nachtrag zu diesem Artikel: der Bezug zwischen der Farbe der Häuser in Saarbrücken und der Kohle ist sogar noch direkter. Es ist nämlich kein reines Weiß, sondern ein helles Grau, abgesetzt mit dunklerem Grau. Auch die Ludwigskirche war einst so gestaltet und mit goldenen Akzenten versehen. Der Grauton wurde aus Ruß gewonnen – der Ruß wurde in einer speziellen Hütte für die Farbenherstellung aus der saarländischen Kohle gewonnen. Der Saarbrücker wird hellhörig, denn er kennt den Stadtteil „Rußhütte“… und genau dort stand die fürstliche Rußhütte, die das schwarze Pigment hergestellt hatte.

  2. Hallo Frank!

    Besten Dank für die interessante Zusatzinformation zur „weißen Stadt“!
    In „Eine weiße Stadt (Teil 2)“ werden uns die Grautöne wiederbegegnen …

    Viele Grüße von Zippo!

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