15. Wie Adolf Hitler für die Erfindung des Pfälzerwitzes sorgte.

Hitler bringt den Saarländern ein Geschenk mit und lässt die Pfälzer ins Land. Die Saarländer reagieren auf ihre eigene Weise …

Für die Dagebliebenen geht alles auf einmal ganz schnell: Bereits am 1. März 1935, wenige Wochen nach Verkündung des Abstimmungsergebnisses (vgl. Folge 12), wird das Saarland dem Deutschen Reich angeschlossen. Adolf Hitler und die gesamte Nazi-Führungsriege kommen nach Saarbrücken und lassen sich feiern.

Saarbrücker Theater
Hitlers Theater beherrscht noch heute das Stadtbild von Saarbrücken. Der 30er-Jahre-Stil ist zwar unverkennbar, erfreulicherweise verzichtete man jedoch auf Elemente faschistischer Monumental-Architektur

Ein Geschenk des Führers

Der Führer hat auch ein kleines Geschenk mitgebracht: Er lässt in Saarbrücken, als »Bollwerk der deutschen Kultur in der Westmark«, ein Theater errichten, das »Gautheater Saar-Pfalz«. Und dieser Name deutet auch schon den nächsten Ärger an: Das Saarland bleibt zwar als Verwaltungseinheit erhalten, wird aber dem Gau Pfalz angeschlossen, und die Saarländer, für die der Anschluss an Deutschland immer gleichgesetzt war mit dem Ende von Fremdherrschaft, sehen sich ein weiteres Mal enttäuscht.

Gautheater Saar-Pfalz 1938
»Bollwerk der deutschen Kultur in der Westmark«: Das Gau-Theater Saar-Pfalz 1938

Saarländer vs. Pfälzer

Die Franzosen räumen ihre Posten in der Verwaltung des Landes und der Gruben und werden eben nicht von Saarländern ersetzt, sondern von – – Pfälzern. Im Saarland gibt es nämlich noch gar keine nationalsozialistische Infrastruktur (schließlich spielte die Nazi-Partei nie eine große Rolle an der Saar) und vielleicht trauen die Nazis den »Saarfranzosen«, trotz des eindeutigen Abstimmungsergebnisses, noch nicht so recht über den Weg. Jedenfalls sehen sich die Saarländer wieder mit neuen Fremdlingen, die ins Land kommen, konfrontiert und reagieren darauf mit einer der bedeutendsten kulturellen Leistungen, die das Land bis heute hervorgebracht hat: der Erfindung des Pfälzerwitzes.

Witzischkeit kennt keine Grenzen …

Ein Witz geht etwa so (behutsam eingedeutscht):

»Haschd du schon gehehrt? Die wolle jetzt de Saarbrigger Stadtwald abholze?«
»Ei fürwas das dann?«
»Damit aach jeder Pälzer e Poschde kriet!«

Ein anderer geht folgendermaßen (ebenfalls behutsam eingedeutscht):

Der Ober: »Darf ich Ihnen einen Pfälzer (Wein) anbieten?«
»Geh fort! Die Pälzer hann ich schon gefress. Dann muss ich se net ach noch trinke!«

In jener Zeit wird auch der – freilich für Nicht-Saarländer vollkommen unlustige – Spruch geprägt »Uff die Bääm! Die Pälzer kumme!« (»Auf die Bäume! Die Pfälzer kommen!«)

Der Anschluss an Deutschland bringt schließlich den dritten Schritt zum Land wie wir es heute kennen mit sich: Es heißt nämlich nun ganz offiziell so, wie es schon seit längerem genannt wird und wie wir es hier stets nennen, nämlich »Saarland« (die ersten beiden Schritte waren: 1. Die Festlegung der deutsch-französischen Grenze 1815 [vgl. Folge 7] und 2. Abtrennung von Deutschland 1920 [vgl. Folge 10]).

Hitlers Theater wird übrigens nach dem Krieg noch eine wichtige Rolle spielen – freilich eine ganz andere als von seinem Erbauer geplant. Doch das soll Thema einer anderen Folge von sarrelibre.de sein …

10 Gedanken zu „15. Wie Adolf Hitler für die Erfindung des Pfälzerwitzes sorgte.“

  1. Ich muß mich doch mal wieder melden. Bin immer noch dabei und finde (als ehemaliger Klarenthaler und St. Johanner) diese Aufarbeitung unserer Geschichte informativ und spannend.

    (PS: Nicht mit Nudel-Wahlster verwandt.)

  2. i don’t know
    this man was very cruel and when i here his name all i can think about is the millions of Jews that were killed. To this day i can not comprehend how one person would have and idea like this or why someone would go along with the idea. just because one does not like someone does not justify the killing of an enemy. i say something like this should never happen again. i do pray for Hitler’s soal though, may GOD forgive hime for all the wrong he did in his life, because i don’t know if i ever will. i’m not Jew but i do know what it feels like when someone close dies.

  3. …als waschechter „Bärmesenser Schlabbeflicker“ dem gepflegten Saarlännerwitz durchaus nicht abgeneigt, finde ich, dass Pfälzer und Saarländer mal in sich gehen sollten, um das Kriegsbeil zu begraben. Schließlich verbindet uns viel mehr, als uns trennt. Angefangen bei unseren gemeinsamen gallischen Vorfahren, der gemeinsamen Zeit in Lotharingien, der Vorliebe des Sonnenkönigs für die kleine Besetzung zwischendurch bis hin zu der Zugehörigkeit zur „Grande Nation“ zu Zeiten Napoleons und diverser französischer Besetzungen nach den Weltkriegen. Von den gemeinsamen rhein- und moselfränkischen Dialekten ganz zu schweigen…

    Wir sollten den Nazis einfach nicht den Triumph überlassen, zwei Brüder auseinanderdividiert zu haben!!!

  4. Naja, ich stehe nicht so auf Hitler, Hakenkreuz und alles was kurz vor meiner Geburt passiert ist. Wieso kann man das Thema nicht einfach Ruhen lassen und mit der Zeit verschwinden lassen? Keine Zenzur natürlich! Aber halt einfach vergessen, und nicht ständig wieder neu aufarbeiten.

    1. @acer k11
      Man kann deutschland, das saarland, die städte und die kultur des landes nur verstehen, wenn man die geschichte dahinter berücksichtigt. Allein aus respekt vor allen betroffenen darf so etwas nie in vergessenheit geraten, gerade in heutigen zeiten putins, trumps und erdogans ist es wichtig diese damaligen ereignisse als mahnmal für die gesamte menschheit zu sehen.

  5. @acer k11 – solange noch eine(r) lebt soll man sich daran erinnern, sonst kommt noch jemand auf die ausrede zu sagen, das haben wir nicht gewusst.

  6. Ei mir sinn doch digge Freunde. Nur die werrn doch veräppelt. Annere halt nedd.
    Also, wir sind doch gute Freunde. Nur solche werden geneckt. Andere nun mal nicht.
    Staubutor

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