8. Die Saarländer entdecken das Bier

Die Saarländer reden auf einmal ganz anders und entdecken die Vorzüge der Hopfenkaltschale …

Hansi Urpils
… werden immer häufiger nachgefragt: Produkte der »Bayrischen Brauerei zum Karlsberg«

Mit der Industrialisierung explodiert die Bevölkerungszahl des Saarlandes. Hunderttausende von Einwanderern – nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus vielen anderen Ländern Europas – finden Arbeit in den Gruben und Hütten. Malstatt-Burbach wird zur neuen Boomtown. Das Zwerg-Städtchen, das 1818 gerade mal 800 Einwohner zählt, vervierzigfacht (!) seine Einwohnerzahl innerhalb weniger Jahrzehnte auf 32 000 (Ironie der Geschichte: die Ex-Boomtown ist heute Saarlands Problemviertel Nummer 1).

Dennoch leben die meisten Saarländer weiterhin auf dem Land: Um von dem kargen Lohn ihre Familien durchzubringen, sind die Arbeiter nämlich gezwungen, nebenher noch Landwirtschaft zu betreiben.

Daneben hat der Bevölkerungszustrom noch zwei eher kuriose Folgen:

  1. Das einst zu fast 100% protestantische Saarbrücken wird von katholischen Einwanderern aus der Pfalz, Luxemburg, dem Hunsrück, Elsass und Lothringen überschwemmt. Saarbrücken ist jetzt – genau wie bereits das übrige Saarland – katholisch.
  2. Die harte Arbeit in den Gruben und Hütten verlangt nach energie- und flüssigkeitsreichen Getränken: die Saarländer werden von Wein- zu Biertrinkern. In den meisten Teilen des Landes verschwinden die Weingärten, die so charakteristisch für die saarländische Hügellandschaft waren, und stattdessen schießen allenthalben die Brauereien aus dem Boden. Die Reblaus tut Ende des 19. Jahrhunderts ein Übriges: Nur noch die großflächigen Anbaugebiete an der Mosel bleiben rentabel.

Dann mal Prost und À la votre bis zur nächsten Folge am 12. Juni: »Übersinnliche Erscheinungen«

4 Gedanken zu „8. Die Saarländer entdecken das Bier“

  1. Also ich wäre ja dafür gewesen, de Weinhänge zu erhalten … Siersburger Südhang … wäre bestimmt ein guter Tropfen 🙂 Und wer weiß, vielleicht wäre ein schlauer Mensch auf die Idee gekommen, statt Pilzstollen im kalkhaltigen Gauberg Lagerstätten anzulegen und das teure Prickelwasser wäre an der Saar und nicht in irgendsoeinem Kirchenkeller in Pierry entdeckt worden. 😉

  2. Tja, wenn vor 300 Mio, Jahren, nicht das Grünzeug in den saarländischen Sümpfen verrottet wäre, gäb’s heute noch den guten Siersburger Südhang … 🙂
    Viele Grüße von Zippo

  3. Folgendes hat mir Judith soeben zum Thema »Siersburger Südhang« zugeschickt:
    —————————–
    Heute im Regionalteil der Saarbrücker Zeitung 🙂

    Neuer Wein auf alten Lagen
    An der Nied sollen wieder ein paar Rebstöcke wachsen

    Rehlingen-Siersburg. Bis zum Beginn des vergangenen Jahrhunderts war das Niedtal auch als kleines Weinanbaugebiet bekannt. Die aus Amerika eingeschleppte Reblaus jedoch beeinträchtigte den Weinanbau bereits Ende des 19. Jahrhunderts sehr. Die Pflanzen-Schädlinge, aber auch die Auswirkungen einer Marktbereinigung bereiteten den Wingerten schließlich ihr Ende. Eher auf symbolischem Wege will die Gemeinde Rehlingen-Siersburg, dies ist zumindest die Vorstellung von Bürgermeister Martin Silvanus, durch die Neuanlegung eines kleinen Rebstockgartens auf einer früheren Anbaulage am Gauberg die Kultur der Weinerzeugung im Niedtal in Erinnerung bringen und veranschaulichen.

    Dazu wird Josef Diwo, vormals auch leitender Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung, eine Teilfläche eines Grundstücks zur Verfügung stellen, das früher zweifelsfrei als Wingert genutzt wurde.

    Auf der steil zum Niedtal abfallenden und sehr sonnenbegünstigten Lage sind noch heute alte Rebstöcke zu finden und gut erhaltene Weinbergmauern zu erkennen. Auf dem Grundstück sollen im Herbst 20 bis 30 Rebstöcke jener Sorten angepflanzt werden, die hier angebaut worden sind. Nach einer Recherche des Siersburger Mediziners Dr. Werner Klemm waren dies der Grüne Silvaner, der Blaue Protugieser, der Rote Elbling und der Weiße Riesling.
    red

  4. Hallo,

    geniale Seite ! Bin begeistert und freue mich schon auf weitere Folgen.
    Aber eine Sache gefiel mir gar nicht: Burbach als Problemviertel Nummer 1 des Saarlandes zu titulieren ist typischer SZ bzw. SR Berichterstattungsstil. Lebe selbst seit 31 Jahren hier und engagiere mich seit Jahren ehrenamtlich der DJK Burbach. Burbach hat mit Sicherheit soziale Probleme, ist jedoch facettenreicher als sich die meisten Menschen vorstellen können oder wollen. Es gibt hier tatsächlich auch ein Leben neben Hartz 4 und Pascal-Prozess.
    Nur mal als kleinen Denkanstoß.

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